top of page
thumbnail (1).jpg

Bericht zum Begegnungsfest der Anthroposophie von Selma Fricke / Eurythmistin - Ensemble Ihoch3:

In dieser Ausgabe der adventlichen Motive möchten wir über die Arbeit des Ensemble „I3“ in Bochum bei dem Begegnungsfest der Anthroposophie berichten. Die Veranstaltung trug die Überschrift „Mensch, Würde und Geist“ und hatte die Intention, eine Öffnung und Zugänglichkeit der Anthroposophie zu ermöglichen und einen zwischenmenschlichen Begegnungsraum für jeden zu schaffen. Das Fest fand an 3 Tagen an verschiedensten Orten statt. Die erste Abendveranstaltung fand in der schönen, modernen Kirche: Scharoun-Kirche statt. Im Oskar Haus und auf dem Platz vor dem Schauspielhaus war das zentrale Geschehen. Es waren Festival-artig Pavillons auf dem Platz aufgestellt, in denen Workshops und Konzerte stattfanden. Außerdem gab es noch eine Eisdiele und die GLS Bank als Veranstaltungsorte. Dadurch war eine öffentliche Präsenz gegeben, so dass auch zufällig und spontan Menschen teilnehmen konnten. Unser Auftrag für das Fest lag darin, an jedem Tag einen performativen, künstlerischen Impuls zu setzen. Dabei waren wir frei in der konkreten Ausgestaltung und konnten in der Vorbereitungsphase unsere Wünsche und Ideen mit einbringen und so das Fest in unserer Art und Weise mitgestalten. Schlussendlich eröffneten wir die erste Abendveranstaltung in der Scharoun-Kirche und setzen einen Schlusspunkt auf dem Schauspielplatz unter freiem Himmel. Unser Setting war einerseits ganz einfach, da wir künstlerisch mit Improvisation arbeiteten, andererseits sehr komplex, da wir uns seit einem Jahr als Ensemble forschend zu den Themen der Imagination, Inspiration und Intuition zusammengeschlossen hatten und dieser ganze Prozess als Vorbereitung für den Improvisationsmoment gelten kann. Unser Ensemble, bestehend aus Jona Lindermayer, Mathieu Vincent, Michaela Prader, Selma Fricke und Emmanuel Rechenberg taf sich neben den regelmäßigen wöchentlichen Proben und Studienzeiten auch einmal im Monat mit Michael Gees. Er ist ein Konzertpianist, der sich schon sehr lange Zeit mit Improvisationen in verschiedensten Bereichen beschäftigt. Mit ihm entwickelten wir an den Intensivwochenenden verschiedenste Versuchsanordnungen um den improvisatorischen Raum in Verbindung zur Musik zu gestalten. Mit Versuchs-anordnungen sind verschiedene Aufgabe- bzw. Fragestellungen gemeint, die den improvisatorischen Prozess konkretisieren und verschiedene Ebenen hervorheben. Bewegungsimpulsen und deren Entwicklungsmöglichkeiten. Vertrauen und Ehrlichkeit. Tasten, Wahrnehmung, Sensibilität, - Bewegung, Form, Funktion.

 

Die Intention unserer Arbeit ist es, einen anthroposophisch, menschenkundlichen Forschungsansatz mit der Eurythmie als Kunstform, aus der heutigen Perspektive, zu verbinden. Konkret forschen wir an den drei genannten Erkenntnisformen. Wir suchen eine individuelle und persönliche Anknüpfungs- und Verständnisebene dieser drei geistigen Realitäten und entwickeln eurythmische Übungen dazu, um für uns diese Ebenen erfahrbar und durch eine künstlerische Gestaltung nach außen hin wirksam sichtbar zu machen. Im Zusammenhang mit der begrifflichen Auseinandersetzung und den eurythmischen Übungen steht die Arbeit mit der Improvisation im Zentrum. Wir halten Improvisationen für eine geeignete Form imaginative, inspirative und intuitive Fähigkeiten in der Gruppe erlebbar zu machen und weiter auszubilden.

 

So lässt sich unsere künstlerischer Bewegungsansatz beschreiben:

Wir gestalten aus einer forschenden Haltung mit den Sinnen des Sehens, Hörens und Tastens. Dabei schöpft jeder situativ aus sich selbst und aus der Gruppe, aus der Musik, aus dem Raum. Beharrliches Treu bleiben, in der Gesetzmäßigkeit, konkret fantasieren – damit lehnen wir uns an Goethe, deutliches zur Gestalt bringen, Anwesenheit des Charakters, des Wesen der Gestalt, die Bewegung bekommt Bedeutung aus dem Umraum. Dabei sind wir nicht alleine von Innen der Gestalter, sondern wir lassen eine weitere Kraftwirksamkeit von außen zu, die aus Erkenntnis- und Erfahrung, aus Anwesenheit die Bewegung mitgestaltet.

 

Folgende Fragen standen in unserer Arbeit im Fokus:

Wodurch werde ich inspiriert? Wie gehe ich mit Einfällen um? Welche evolutionären Entwicklungsmöglichkeiten liegen in einem Motiv oder Thema? Wie kann ich einem Thema treu bleiben, seinen Bestand und sein Wachstum fördern durch Verbindlichkeit? Als künstlerische Prozessbegleiter für das Begegnungsfest Mensch – Würde – Geist stellten wir uns als Ensembles inhaltlich und in der Gestaltungsweise bewusst in das Spannungsfeld zwischen Erbe und Zukuntsoffenheit, sowohl auf musikalisch interpretatorischer Ebene wie im Umgang mit dem eurythmischen Handwerk. Wir suchen danach neuen Perspektiven auf Bestehendes zu eröffnen sowie Entwicklungspotenzial zu befragen. Es geht uns um eine kommunikative Wahrnehmung und Identitätssuche. Dazu gehört auch ein ortsspezifischer Bezug unserer Performances, der in Bochum gegeben war. Geistesgegenwart und Zukunftsoffenheit. Spontanität und Konsequenz in der Entwicklung. Beziehungsfähigkeit und individueller Griff. In diesem Spannungsfeld entsteht die Qualität und Virtuosität unseres tänzerischen und musikalischen Könnens. Improvisation und Choreografie erhalten dadurch ihre charakteristische Gestalt.

Als Resonanz zu unserer Performance wurden folgende Aspekte genannt:

Ein Raum Dazwischen - Bildekräfte - Zusammenhang in der Gebärde - Innigkeit - Entdeckung der Langsamkeit - Erstaunen darüber, dass es tatsächlich eine Improvisation war - Menschlichkeit - Individualisierung - geistig- seelische Kontaktimprovisation....

 

Selma Fricke

bottom of page